In
Maputo beginnt die Geschichte von Amélia Muge, dort wird sie
1952 geboren. Ihr Vater ist sehr um ihre kulturelle Bildung bedacht.
"Mein Vater schickte mich zum Klavierunterricht, zur Tanzstunde, in
die Theatergruppe und als ich die Schule beendete, fühlte ich mich
verloren. Es gab so vieles, was mich interessierte, die Kunst, die Literatur,
die Wissensschaft, und ich konnte mich nicht entscheiden." Bereits in
Mosambik kommt sie mit der Musik verschiedener Kulturen in Berührung
und das große Archiv der französischen Botschaft wird für
sie eine wahre Fundgrube mit seinen Feldaufnahmen aus allen Kontinenten.
Neben dem Klavier werden die Gitarre und die traditionelle portugiesische
"viola braguesa" zu ihren Hauptinstrumenten.
Während der Schulzeit ist Zeca Afonso (port. Sänger und Dichter,
Sänger des Liedes "Grândola Vila Morena", dessen Ausstrahlung
im portugiesischen Rundfunk 1974 zum Startsignal der Nelkenrevolution
wurde) einer der Lehrer, der sie menschlich stark beeinflusst. Sie vertont
die Gedichte von portugiesischen Autoren wie Camões, Fernando
Pessoa, Cesário Verde, Grabato Dias, Ramos Rosa, Flávia
Monsaraz, Zeca Afonso, und dem Brasilianer Carlos Drummond de Andrade.
Die Literatur gibt ihr ein Heimatgefühl, das ihr hilft ihre Zerrissenheit
zwischen Mosambik und Portugal zu überwinden. Sie studiert in Maputo
und geht erst nach Portugal, als Mosambik 1975 unabhängig von Portugal
wird. Heute fühlt sie sich als Afro-Ibererin, wie sie selber sagt.
In Portugal studiert sie Design und Malerei und kommt mit der Musikgruppe
von Júlio Pereira in Kontakt, die ihr einen neuen Zugang zur
tradtionellen portugiesischen Musik eröffnet. Gemeinsam mit der
Band von Júlio Pereira geht sie auf Tournee und nimmt mehrere
Platten auf. In den 80er Jahren komponiert sie Musik für Theaterstücke,
Fernsehshows und für Regierungsprogramme zum Thema Umwelt und Bildung.
Darüberhinaus arbeitet sie als Grafikerin und Designerin. Anfang
der 90er Jahre erscheint ihr erstes Solo Album "Mugica", produziert
und arrangiert von António José Martins. In den Jahren
1992 und '93 tourt sie durch Portugal und nimmt an internationalen Festivals
wie Encontros ACARTE/Gulbenkian, III Encontros Musicais de Tradição
Europeia und den Lusofonias in Holland teil.
Im Februar '94 spielt sie drei Abende vor ausverkauftem Haus in Lissabon
und im September erscheint ihr zweites Album "Todos os Dias" bei Sony.
Es wird als eines der besten Alben des Jahres in den führenden
portugiesischen Zeitungen "Publico" und "Diario de Noticias" bewertet.
Das Album erscheint auch in Spanien, Frankreich und Belgien. Ihre zweite
große Tournee durch Portugal beendet sie 1995 mit einem Konzert
im Centro Cultural de Belém, und im Mai erscheint "Maio Maduro
Maio", ein Zyklus mit Liedern von José (Zeca) Afonso, entstanden
aus einer Zusammenarbeit mit João Afonso und José Mário
Branco.
Im Jahr darauf tourt sie durch Spanien und Frankreich. Sie tritt im
renommierten Teatro L'Espai in Barcelona auf, es folgen Festival Auftritte
in Paris, Toulouse, Marseille, Frankfurt, Brügge und in Huesca
beim Festival Pirineos Sur. Ende '96 nimmt sie neben Sängerinnen
wie Maria del Mar Bonnet an der Produktion "Cantigas a Rosalia" teil,
eine Hommage an die galizischen Sängerin Rosalia de Castro.
1998 wird ein Jahr mit vielen Projekten: In enger Zusammenarbeit mit
den beiden Sängerinnen Lucilla Galeazzi und Elena Ledda stellt
sie in Frankreich und Spanien das Projekt "Terra de Canto" vor. Auf
Einladung der portugiesischen Regierung nimmt sie gemeinsam mit Sérgio
Godinho, João Afonso, Gaiteiros de Lisboa und Brigada Victor
Jara an dem Album-Projekt "Novas vos Trago" über portugiesische
Volkslieder teil und im Rahmen der EXPO98 stellt sie unter Mitwirkung
des bulgarischen Chores Pirin Folk Ensemble unter Leitung von Kril Stefanov
das Projekt "E as vozes embarcam" vor Den Abschluss des Jahres bildet
die Veröffentlichung des dritten Albums von Amélia Muge,
"Taca a Taco", das von den Kritikern Portugals wieder zu einem der erfolgreichsten
Alben des Saison gewählt wird. 1999 wird sie für das Album
mit dem renommierten José Afonso Preis ausgezeichnet und das
Album erscheint 2000 auch bei Universal in Deutschland. Mit der galizischen
Gruppe Camerata Meiga arbeitet sie als Sängerin und Texterin an
deren Album "Habelas Hailas" und tritt gemeinsam mit der Gruppe bei
mehreren Konzerten in Spanien auf. Es folgen Arbeiten als Komponistin
und Texterin unter anderem für das Album "Paixões Diagonais"
von Mísia, den Fadista Camané und als Produzentin des
Albums "Essa Voz que me atravessa" der Fado-Sängerin Mafalda Arnauth.
Im Jahr 2001 präsentiert Amélia Muge ein neues Live-Programm,
das ästhetisch neue Wege geht. Die Texte der gesungenen Lieder
werden auf Bildschirmen auf der Bühne gezeigt, und es entsteht
eine Inszenierung von Wörtern und Texten verschiedener Dichter,
die für Amélia Muge von großer Bedeutung sind. Autoren
wie Drummond de Andrade, Lopes Graça, Fausto, Zeca Afonso, Grabato
Dias, Hélia Correia, Mário Viegas, Mia Couto, José
Eduardo Agualusa werden in der Live Show mit ihren Texten präsentiert.
Unter dem Titel "A Monte" erscheinen die Lieder des Live-Programmes
im Juni 2002 zuerst nur in Portugal als viertes Album von Amélia
Muge. Das Album entsteht unter Mitwirkung des Arrangeurs und Multi-Instrumentalisten
Antonio José Martins, der bereits bei den anderen Produktion
von Amélia Muge beteiligt war. Mit seinem offenen Zugang zur
elektronsichen Musik modernisiert er behutsam die tradionellen Klänge
der portugiesischen Volksmusik. Neben Martins hat auch einer der kreativen
Köpfe der berühmten Instrumental Gruppe "Gaiteros de Lisboa",
José Manuel David, mit seinem Einfallsreichtum und Wissen um
die Musiktraditionen Portugals die Produktion entscheidend mitgeprägt.
Amélia Muge vertont mit Hilfe von Martins und David in gekonnter
Weise Texte weltbekannter portugiesischer Autoren wie dem Literatur-Nobel-Preisträger
José Saramago und dem Lyriker Fernando Pessoa, und sie adaptiert
ein Stück der amerikanischen Musikerin Laurie Anderson. Amélia
Muge verbindet in ihren Werken in gekonnter Weise Literatur und Musik.
Die Texte portugiesischer Lyriker sind für Amélia Muge das
Bindeglied zu ihren portugiesischen Wurzeln, und ihre Vertonungen sind
ihre ganz persönlichen Annäherungen an die Kultur ihres Heimatlandes.
Discographie(solo): "Múgica", UPAV, 1992 "Todos os Dias", Sony,
1994 "Taco a Taco", Polygram, 1998 "A
Monte", Vachier & Associados, Tropical Music 2003
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