Capoeira Mata Um
VERGRIFFEN

CD 68.816

Ein CD-Projekt von Tropical Music


Die Idee

Capoeira Mata Um - The Rhythm Of Bahia And The Sound Of The WorldAm Anfang stand die Idee, einmal die Musik der Capoeira mit exzellenten Musikern unter optimalen Studiomöglichkeiten aufzunehmen. Die große Klangfülle verschieden großer, in unterschiedlichen Funktionen gespielter Berimbaus sollte zusammen mit den Perkussionsinstrumenten im Vordergrund stehen. Dazu die Gesänge mit den Ladainhas und Quadras.
Claus Jaeke, mit dem zusammen wir schon 1994/95 die CD Anthologie
Conspiração Baiana’ (Tropical Music 68.970) realisiert hatte, recherchierte mit seinem Team in Salvador die authentischen Toques, ihre gebräuchlichsten Tempi, Spielweisen, Instrumentierungen, Lieder und Texte. Wir trugen zusammen was es bereits an Capoeira Aufnahmen gab und wussten gleich, dass wir es eigentlich ganz anders machen wollten. Wir wollten keine semi-ethnologische Feldstudie, wir wollten Capoeira-Musik zum Hören, Fühlen, Erleben und Tanzen im Jahr 2001.

Im Zuge unserer Recherchen betraten wir über das Internet auch eine Welt der Capoeira, die sich außerhalb Brasiliens abspielt. Es überraschte uns zu entdecken, wie viele Menschen überall auf der Welt bis ‚downunder´ zum Bondi-Beach Australiens Capoeira entweder wegen seiner tänzerisch-spirituellen oder seiner kämpferischen Anteile aktiv ausüben.

Capoeira ist ein weltweites Phänomen geworden. In allen Großstädten gibt es Kampfsportschulen die Capoeira Kurse anbieten und jedes Jahr finden große Capoeira Meetings in Städten wie Amsterdam und Hamburg statt. Dazu werden brasilianische mestres eingeladen und es finden Workshops statt, die Kurse für Männer, Frauen und auch für Kinder anbieten. Im Bereich des Sportes ist es besonders der Hertha BSC Stürmer Alex Alves, der durch seine Capoeira Tanzeinlagen am Spielfeldrand auf sich aufmerksam gemacht hat.

Es wurde uns klar, dass wir somit auch die Musik der Capoeira im Jahr 2001 nicht allein auf Salvador/Bahia beschränken konnten.. Das reizte uns, zusätzlich Musiker aus verschiedenen Kulturkreisen aufzufordern, die musikalische Originalsprache der Capoeira um ihren eigenen Dialekt zu ergänzen, wobei wir zur Bedingung machten, dass der Toque, der Grundrhythmus, nicht verändert werden dürfte. Die CD sollte von Anfang bis Ende auch ‚brauchbar´ für den tanzenden Capoeirista sein.


Capoeira

Die Capoeira ist eine Jahrhunderte alte Kunst der Afrobrasilianer. Sie ist Kampf und Tanz, Poesie und Musik, Ästhetik und Schönheit, Meditation und Spiritualität. Piero Onori beschreibt in seinem sehr einfühlsamen und empfehlenswerten Buch‚Sprechende Körper´ die zentrale Philosophie der Capoeira, die sich im Wort ‚malicia´ als ‚List´ und ‚Verschlagenheit´ nur schlecht wiedergeben ließe: " Mit malicia bezeichnet der Capoeirista die Sicherheit des tierischen Instinkts, der sich mit geistiger Klarheit zu befreunden weiss." Je besser seine malicia ausgeprägt ist, desto besser kann er die Manöver seines Gegners voraussehen und dessen Schwächen erkennen.

Capoeira taucht in Brasilien zum ersten Mal nachweislich in den Chroniken auf, nachdem die größte Siedlung und Widerstandszentrum (Quilombo) entlaufener Sklaven, Palmares, nach fast 100 jährigem Kampf gegen Holländer und Portugiesische Kolonialmacht 1695 mit der Ermordung des Anführers Zumbi gefallen war. Capoeira ist heute in Brasilien eine Volkskunst, die allen Bevölkerungsschichten offen steht. .


Capoeira Mundial

Wesentliche Merkmale der Capoeira sind in Tanz und Musik verankerte Polaritäten zwischen Struktur und Improvisation. Ferner Gemeinsamkeiten im afrobrasilianischen rituellen Umfeld sowie die Bedeutung von Hierarchie und solistischer Leistung einerseits und der Zwang zu Gruppe und Einordnung andererseits. Im Instrumentalen Spiel sind diese Merkmale bereits angelegt und durchaus verwandt mit Strukturen von Jazz oder Rock. All dies öffnet die Capoeira und ihr Umfeldauch Musikern anderer Kulturbereiche. In unserem Zusammenhang erwiesen sich diese Begegnungen sogar als vielschichtiger, denn die Nicht-Brasilianer leben fast alle nicht mehr in ihren Heimatländern und haben bereits neue Wurzeln in verschiedene Böden zeitgenössischer Popmusik geschlagen.

Alle eingeladenen Musiker hatten völlige künstlerische Freiheit mit einer Ausnahme: der Rhythmus der Toques durfte nicht verändert werden und dafür wurden ihnen die Originalspuren der traditionellen Toques unserer Aufnahmen zur Verfügung gestellt.

So kam es zur Begegnung von Capoeira aus dem Umfeld des afrokatholischen Candomblé Ritus mit urbanen Gnawa Strukturen durch den in London lebenden Marokkaner U-Cef. Die Gnawas sind die Nachfahren schwarzer Sklaven aus Mali und Guinea in Marokko. Sie spielen ihre Musik zu Riten, in denen Geister und Dämonen als heilende Kräfte auftreten. Die dem Haitianischen Vodou Ritus nahestehenden Riffs der Rara-Vaccinen aus Bambusrohren begegnen wir beim in Montreal lebenden Eval Manigat.

Salvador war vor Rio und Brasilia die erste Hauptstadt Brasiliens. Nach der Sklavenbefreiung 1888 kamen viele Afrobahianer nach Rio und bildeten hier zusammen mit ihren Schicksalsgenossen aus der Cidade Maravilhosa und den Flüchtlingen aus dem armen Nordosten ein kreatives Potential, dem Rio seine Musik wie Samba und Choro verdankt. Der junge Carioca Marco Schneider steuert seine Vision einer Begegnung von Cuica (Rio) und Berimbau (Salvador) in seinemCity-Manguebeat bei. Die afrikanischen Wurzeln der Capoeira gehen zwei afrikanische Musiker auf recht unterschiedliche Weise an: der in Belo Horizonte in Brasilien lebende Senegalese Ba Mamour verbindet Capoeira mit moderner afrikanischer Polyphonie und der in Dänemark lebende Tchando aus Guinea Bissau entschloss sich zu einer schwarzen breakbeat Version.

Zwei junge Musiker aus der Gegend von Bremen zeigen, dass der Spirit der Capoeira auch in samplings nicht verloren geht und für die hohe Kunst der Improvisation innerhalb der Strenge des Berimbau-Toques gab es keine bessere Wahl als den Jazzmusiker Albert Mangelsdorff. Claus Jaeke schließlich, hat für alle Aufnahmen der Capoeira Mundial nicht nur die files und playbacks aus unseren Originalaufnahmen herausgefiltert, er hat auch selbst zwei remixes beigesteuert.

Die globale Welt der Capoeira auf einer einzigen CD unterzubringen ist sicher unmöglich und doch wagen wir diesen Versuch. Mangels kommerzieller Aspekte würde es keinen Sinn machen, sich mit hiphop-gesampelten Versionen bei einem bestimmten Publikum anbiedern zu wollen. Aber es erscheint mir durchaus lohnenswert, die Kraft und Poesie der Capoeira Musik auch in musikalische Ausdrucksformen unserer Zeit zu übertragen ohne dabei den Boden unter den Füßen, sprich den Toque, zu verlieren,. Ob wir nun dazu Capoeira Figuren absolvieren, einfach abtanzen kontemplativ eine ginga beginnen lassen oder nur einfach Körper und Seele in ein wunderbares ‚balanco´ bringen: Capoeira mata um!

Claus Schreiner

 
Rezensionen und Reviews

"Anyone who practices capoeira or has curiosity about it should seek this one out"
The BEAT

"Real Capoeira Music, I bought that CD from Germany. It has both original Capoeira music with single instruments and new cool Remix songs. You can use this CD in your trainings or Capoeira shows. I strongly recommend this CD for all capoeiristas and tropical music lovers."
Customer Review Amazon.co.uk

"Ainsi, les seize titres du répertoire, rhythmés chacun par un toque différent, sont prétexte à divers mix, dont la créativité, réalisée dan une diversité de culture et de genre, s'accomplet avec déférence."
infos Brésil

"Du beau travail"
Vibrations


"The generous 19 tracks on the album still allow for plenty of authentic toques, there are excellent and copious sleeve-notes, and overall this album can only contribute to a booming Euopean interest in capoeira."
Songlines

"This album is both challenging and a lulling delight to hear...Recommended!"
slipcue.com

"Ein beeindruckendes Mini-Kompendium über den globalen Siegeszug der Disziplin Capoeira und für ihre zahlreichen deutschen Jünger zweifellos eine Referenzsammlung."
Blue Rhythm

"Faszinierend!"
Folker

"Eine wirklich spannende Begegnung von Worldmusic, Jazz und Dancefloor!"
amazon.de

"Empfehlenswert!"
Vamos