Capoeira
Die Capoeira
ist eine Jahrhunderte alte Kunst der Afrobrasilianer. Sie ist Kampf und Tanz,
Poesie und Musik, Ästhetik und Schönheit, Meditation und Spiritualität.
Piero Onori beschreibt in seinem sehr einfühlsamen und empfehlenswerten
Buch Sprechende Körper die zentrale Philosophie der Capoeira,
die sich im Wort malicia als List und Verschlagenheit
nur schlecht wiedergeben ließe: " Mit malicia bezeichnet der Capoeirista
die Sicherheit des tierischen Instinkts, der sich mit geistiger Klarheit
zu befreunden weiss." Je besser seine malicia ausgeprägt ist, desto
besser kann er die Manöver seines Gegners voraussehen und dessen Schwächen
erkennen. Denn die "Capoeira hebt ihre Anhänger nicht über,
sie stellt sie in die Wirklichkeit." Deshalb beginnt ein Jogo, wie man
den Tanz nennt, immer nach der Aufforderung des Mestre: E Volta pro mundo,
camara! He, komm zurück in die Welt, Kamerad!
Capoeira
ist Plattform für solistische Führungsansprüche beim Spiel
des Berimbau wie im Tanz selber. Sie ist aber noch mehr gemeinschaftliches
Handeln und gegenseitiges Vertrauen aller Beteiligter innerhalb einer Roda.
In der friedlichen spielerischen Capoeira vertrauen die Capoeiristas darauf,
dass der Gegner den letzten Zentimeter Abstand zwischen dessen
Füßen und seinem Körper stets einhält. Beide vertrauen
dem Mestre mit seinen Musikern, die das Geschehen musikalisch leiten. Daraus
wächst Selbstvertrauen.( Dies erinnert mich in gewissem Umfang an das
Spannungsdreieck des Flamenco gitano andaluz: Der Mestre ist hier der Cantaor/die
Cantaora, deren Gesang von den Gitarren aufgefangen und von den Bailaores
umgesetzt wird.)
Capoeira ist Solo, Duo, Gruppe und Schule. Jeder Capoeirista nennt
stolz seinen Mestre, seinen Lehrer. Musiker und Capoeiristas sind eine Gemeinschaft
um den Mestre herum wie man sie in den Terreiros des Camdomble findet, die
von den schwarzen Priesterinnen und Priestern geleitet werden. Seit Mestre
Bimba die traditionelle Capoeira de Angola um seine Spielart der Capoeira
Regional ergänzte und seit Capoeiristas und Mestres sich in New York,
Montreal, Paris , Berlin oder Sidney niederließen und viele Schüler
ausbildeten, gibt es auch Anzeichen von Capoeira-Ideologien und Intoleranz
in verschiedenen Schulen und Zentren.
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of contents)
Capoeira
original
Es gibt
keine Beweise dafür, dass die Capoeira aus Afrika nach Brasilien gelangte.
Es spricht aber vieles dafür, Ihren Ursprung im heutigen Kongo/Angola
Gebiet zu suchen. Musiker aus Brasilien und Angola können zwar angolanischen
Semba und brasilianischen Samba zu einem gemeinsamen Song vereinen, sie könnten
aber miteinander keine Capoeira tanzen und spielen, denn in ganz Afrika sucht
man ein Pendant vergeblich. Für die angolanische Herkunft sprechen das
Berimbau und die Trommeln, die zwischen Solosänger und Chor gesungenen
Verse und eine gewisse Verwandtschaft zu dem was unter dem Stichwort Batuque
(portugiesisch Umbigada) als Mitbringsel der Bantu Kultur aus dem Kongo ein
Grundschema afrikanischer Tänze überall ins östliche Lateinamerika
zwischen Kuba und Montevideo mit den Sklaven importierte: Ein Kreis aus Musikern,
Sängern und Chorsängerinnen und Sängern und Händeklatschenden
Zuschauern, in dessen Mitte man sich tänzerisch-solistisch oder im Wettbewerb
produziert, bis man durch eine Berührung eines anderen an der Hüfte
diesem anzeigt, er sei nun an der Reihe. In Brasilien ist dieses Prinzip
bis heute im Samba und unzähligen Formen afrobrasilianischer Folklore
bis hin zu szenischen Volksspielen assimiliert.
Capoeira taucht in Brasilien zum ersten Mal nachweislich in den Chroniken
auf, nachdem die größte Siedlung und Widerstandszentrum (Quilombo)
entlaufener Sklaven, Palmares, nach fast 100 jährigem Kampf gegen Holländer
und Portugiesische Kolonialmacht 1695 mit der Ermordung des Anführers
Zumbi gefallen war. Zumbi wie sein Vorgänger Ganga-Zumba gehörten
zu den Nago (Bantu/Angola) Afrikanern, und Capoeira wurde vermutlich in Palmares
aus alten afrikanischen Traditionen entweder wiederentdeckt oder aber als
Kampftechnik entwickelt. Lange Zeit wurde die Capoeira in harter Manier auch
mit Messern ausgetragen - als der Tanz eher der Tarnung härteren Geschehens
diente, und als Capoeiro schimpfte man in manchen Teilen Brasiliens
Strolche und Banditen. Die Obrigkeit tat sich schwer mit diesem Volkssport,
dem die Verbindung zu den Quilombos, Geheimbündelei und Widerstand weiterhin
anhing.
Einiges aus dieser Zeit steht in Chroniken, manches wurde bildlich
festgehalten: zwischen 1816 und 1831 entstand eine Zeichnung des Franzosen
Debret, die zwei Musiker mit Berimbau und Balafon (Mbira) zeigt und der Künstler
Rugendas zeichnete 1824 Capoeiristas mit geballten Fäusten ohne Berimbau.
Obwohl in den Krieg gegen Paraguay auch Capoeiristas eingezogen wurden, kam
es 1890 doch zum Verbot der Capoeira. Doch, wie die zu dieser Zeit in den
Städten schon allerorts reichlich knospende afrobrasilianische Kultur
zeigte, war seit Einfuhr der ersten Sklaven durch Verbote immer nur ein Erstarken
des Verbotenen erreicht worden. Besonders in Rio de Janeiro entwickelte sich
die Capoeira inmitten erstarkender schwarzer rivalisierender Sklavenbünde
einerseits und zunehmender Straßenkriminalität schwarzer Gangs
andererseits. Sie spielte eine Rolle in politischen Ränken ebenso wie
in den Auseinandersetzungen rivalisierender Gangs. Berimbaus gab es dabei
nicht, nur Gesang und Trommeln. Wenig muß den Chronisten nach an die
heutige Capoeira erinnert haben.
In Bahia nennt die Capoeira Geschichte Manuel Henrique, den Besouro, als
ihren Mythos, dem Mestre Pastinha (1889-1981) und Mestre Bimba (1900-1974)
folgten. Beide Mestres kamen mit der Capoeira in einer Zeit in Berührung
als die des Verbotes wegen nur im Untergrund ausgeübt wurde.
Es war Mestre Bimba zu verdanken, dass sich um 1937 die Kommunal-Politiker
vom Wert der Capoeira überzeugen ließen und der 1932 von Bimba
gegründeten Academia da Capoeira in Salvador eine offzielle Erlaubnis
erteilten. Trotz wechselhafter Standpunkte der Behörden öffneten
nach und nach (offiziell) weitere Capoeira Institute und inzwischen hat eine
Stadt wie Salvador da Bahia der Capoeira eine weitere Bedeutung abgewonnen.
Sie bietet Kindern und Jugendlichen auf Plätzen Capoeira zum Lernen
und Mitmachen an, um der unüberschaubaren Zahl der Straßenkinder
entgegenzuwirken.
Aber auch dies ist wie so vieles in Brasilien am nächsten Tag ganz anders
und es gibt auch schon per Internet internationale Solidaritätsaufrufe
für Capoeira Academias in Salvador, die von offizieller Förderung
ausgenommen und geschlossen werden sollen. Bahias großer Schriftsteller
Jorge Amado nannte Mestre Pastinha eine der großen Figuren des öffentlichen
Lebens von Bahia. Und trotzdem musste der schon fast erblindete Pastinha
1973 aus seinem Haus im historischen Viertel Pelourinho wegen der bevorstehenden
Sanierung weichen und seine 1941 eröffnete (Capoeira de Angola) Academia
schließen. Weitere berühmte Mestres von Salvador sind Mestre Waldemar,
Mestre Caicara und Mestre Ezikiel.
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of contents)
Capoeira
regional
Capoeira
ist in Brasilien eine Volkskunst, die allen Bevölkerungsschichten offen
steht. Sie kam als Capoeira de Angola aus den Quilombos u.a. nach Rio, Sao
Paulo, Recife und Salvador da Bahia und hat im 20.Jahrhundert besonders in
Bahia im spirituellen Umfeld des Schwarzen Rom sein Zentrum herausbilden
können.
In
Rio und Sao Paulo, wie auch in vielen anderen brasilianischen Städten,
gibt es ebenfalls Academias. Früher gab es in Rio auch eine Art vereinfachter
Capoeira de Perna (Pernada), in der in einer Roda des Batuque die zum Tanz
ausgewählte Person nicht mit der Hand am Gürtel oder Hüfte
berührt wurde, sondern mit dem Fuß gegen das Bein angestoßen
wurde.
Verwandt mit der Capoeira ist wohl auch der Maculelé, den besonders
die Kinder als kämpferischen Stocktanz innerhalb ländlicher szenischer
Volksfeste wie Caboclinhos und Cucumbis vorführen. In Recife trugen
Capoeira Gruppen zum Entstehen des Frevo Tanzes bei, nachdem sie über
Jahrzehnte immer inmitten der Militärorchester im Umzug des Carnaval
mitgezogen waren. Irgendwann einmal muß der synkopische Funke der Capoeiristas
auf die Maxixe und Marsch spielenden Orchester übergesprungen sein.
Es entstand eine lebhafte Marschpolka mit typischen Synkopierungen der Capoeira
Toques. Choreographie und Körperlichkeit dieses Frevo sind sehr akrobatisch
und nur der Passo (Grundschritt) des Frevo wird als der Ginga
der Capoeira nahe gesehen.
In Rio war Mestre Bimba mit asiatischen Kampfsportarten in Berührung
gekommen, von denen er Elemente in seine Capoeira einfließen ließ,
um sie für die Jugend noch attraktiver zu machen, denn er hatte die
Erlaubnis für seine Academia u.a. deswegen bekommen, weil er die Educao
Fisica, die (altdeutsche) Leibeserziehung der Jugend in Aussicht gestellt
hatte. Mestre Bimba hatte auch großen Zuspruch, weit über Brasiliens
Grenzen hinaus. Seine Capoeira Regional genannte Spielart wird heute besonders
außerhalb Bahias als Alternative zur originären Capoeira de Angola
angeboten. Gegenüber dieser zeigt sich die C.Regional als kampforientierter,
offener für neue Einflüsse, moderner in jeder Hinsicht.
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of contents)
Capoeira
mundial
Wesentliche Merkmale
der Capoeira sind in Tanz und Musik verankerte Polaritäten zwischen Struktur
und Improvisation. Ferner Gemeinsamkeiten im afrobrasilianischen rituellen Umfeld
sowie die Bedeutung von Hierarchie und solistischer Leistung einerseits und der
Zwang zu Gruppe und Einordnung andererseits. Im Instrumentalen Spiel sind diese
Merkmale bereits angelegt und durchaus verwandt mit Strukturen von Jazz oder Rock.
All dies öffnet die Capoeira und ihr Umfeld auch Musikern anderer Kulturbereiche.
In unserem Zusammenhang erwiesen sich diese Begegnungen sogar als vielschichtiger,
denn die Nicht-Brasilianer leben fast alle nicht mehr in ihren Heimatländern
und bereits neue Wurzeln in verschiedene Böden zeitgenössischer Popmusik
geschlagen.
Alle eingeladenen Musiker hatten völlige künstlerische Freiheit mit
einer Ausnahme: der Rhythmus der Toques durfte nicht verändert werden und
dafür wurden ihnen die Originalspuren der traditionellen Toques unserer Aufnahmen
zur Verfügung gestellt.
So kam es zur Begegnung von Capoeira aus dem Umfeld des afrokatholischen Candomblé
Ritus mit urbanen Gnawa Strukturen durch den in London lebenden Marokkaner U-Cef.
Die Gnawas sind die Nachfahren schwarzer Sklaven aus Mali und Guinea in Marokko.
Sie spielen ihre Musik zu Riten, in denen Geister und Dämonen als heilende
Kräfte auftreten. Die dem Haitianischen Vodou Ritus nahestehenden Riffs der
Rara-Vaccinen aus Bambusrohren begegnen wir beim in Montreal lebenden Eval Manigat.
Salvador war vor Rio und Brasilia die erste Hauptstadt Brasiliens. Nach der Sklavenbefreiung
1888 kamen viele Afrobahianer nach Rio und bildeten hier zusammen mit ihren Schicksalsgenossen
aus der Cidade Maravilhosa und den Flüchtlingen aus dem armen Nordosten ein
kreatives Potential, dem Rio seine Musik wie Samba und Choro verdankt. Der junge
Carioca Marco Schneider steuert seine Vision einer Begegnung von Cuica (Rio) und
Berimbau (Salvador) in seinem City-Manguebeat bei. Die afrikanischen Wurzeln der
Capoeira gehen zwei afrikanische Musiker auf recht unterschiedliche Weise an:
der in Belo Horizonte in Brasilien lebende Senegalese Ba Mamour verbindet Capoeira
mit moderner afrikanischer Polyphonie und der in Dänemark lebende Tchando
aus Guinea Bissau entschloss sich zu einer schwarzen drums&bass Version.
Zwei junge Musiker aus der Gegend von Bremen zeigen, dass der Spirit der Capoeira
auch in samplings nicht verloren geht und für die hohe Kunst der Improvisation
innerhalb der Strenge des Berimbau-Toques gab es keine bessere Wahl als den Jazzmusiker
Albert Mangelsdorff.
Claus Jaeke schließlich, hat für alle Aufnahmen der Capoeira Mundial
nicht nur die files und playbacks aus unseren Originalaufnahmen herausgefiltert,
er hat auch selbst zwei remixes beigesteuert.
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of contents)
O
Jogo
Im Vergleich
zu afrobrasilianischen Riten wie dem Candomblé ist der Jogo de Capoeira
kein Mittel um in andere Bewusstseinsebenen zu gelangen. Götter und
Geister nehmen von den Capoeiristas nicht Besitz, um sich über sie der
Gemeinde für Wünsche zur Verfügung zu stellen. Der Mestre
(in manchen Gruppen auch Capitao oder Governador genannt) ist zwar der Zeremonienmeister,
aber er ist kein Kultchef, dem sich alles unterzuordnen hat. Die Tänzer
korrespondieren durch ihre Körpersprache mit dem Rhythmus der Musik
und können durchaus vom Mestre mit dem Berimbau geplante oder begonnene
Toques beeinflussen. Der Rhythmus ist die allen gemeinsame Kraft, die aus
der Natur über den Jogo allen Beteiligten zugute kommt.
Ein
Jogo beginnt oft mit einem Begrüßung-Chula vom Vorsänger. Danach
folgt die Ladainha im Wechselgesang zwischen Vorsänger und Chor, begleitet
von Berimbau, Tamburim, Atabaques und anderer Perkussion. Erst dann kommen die
Capoeiristas in die Roda (Kreis), die sie von der Seite betreten. Der Mestre gibt
ein fast unmerkliches Zeichen und die Capoeiristas kommen zum Pe do Berimbau
Ritual, indem sie vor dem Mestre (mit dem Berimbau) den Boden mit den Händen
berühren und sich danach die Hände schütteln (Preconceito). Manch
einer verrichtet auch noch eigene Rituale, ruft Schutzheilige wie Salomao an.
Währenddessen wird die Ladainha vom Toque Angola begleitet, der zum
Ende hin schneller wird und mit dem Grito de Angola (Iee, Volta do mundo
Camara!) gehen die Capoeiristas in die erste Phase des Jogo lente de Angola.
Nacheinander absolvieren die Capoeiristas die von den Musikern vorgegebenen
Figuren zu bestimmten Toques. Zwischendurch können durchaus Auszeiten
genommen werden (dann gehen sie kreisförmig in der Roda herum) , die
mancher Capoeirista zu artistischen Soloeinlagen nutzt. Der Berimbau kündigt
mit einer Chamada das Ende des Jogos an sobald die Tänzer dies signalisieren.
Will ein anderer Tänzer weitermachen,
muß er den Jogo beim Mestre kaufen (comprar jogo) und es
beginnt wieder mit dem Pe de Berimbau.
Die wichtigsten Figuren der Capoeira de Angola
Ginga = Bewegung im Stand im Dreieck / tänzerisch / Austarieren des Gegners /Schaukelartiges Hin-und Her Negativa = Bewegung am Boden / Rolê = Bewegung vom Boden nach oben Aú = Bewegung mit dem Kopf nach unten / Radschlag Esquivas = Verteidigungsbewegungen wie Cocorinha (Hocke), Resistencia (Widerstand) Tritttechniken: Meia-Lua de Frente (Halbmond vorwärts), Armada (Flotte) , Queixada (Kinnlade) u.s.w. In der Regional gibt noch die Sequencia von Mestre Bimba, in der jeweils eine Folge von Bewegungen kombiniert wird.
(Quelle:
Nestor Capoeira : Capoeira / Weinmann Vlg.)
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of contents)
Die
Musik
m Mittelpunkt
steht der Berimbau. Oft werden zwei oder mehr Berimbaus gleichzeitig gespielt.
Dabei spielt dann ein Musiker den Grundbeat (marcacao basica ) und der zweite
improvisiert oder verdoppelt den Rhythmus. Klanglich unterscheidet man zwischen
der Violinha (sehr hohe Tonlage), Viola (hohe Lage / solistisch) und der
Gunga (mittlere Lage) bzw. Berra-Boi (tiefe Lage). Berimbaus mit besonders
großer Kalebasse nennt man Urucuca. Der Berimbau gehört in die
Familie der Musikbögen afrikanischer Herkunft. Verwandte von ihm findet
man in Angola, Kuba und Burindi. Berimbaus werden aus Ruten der Aracá,
Gobiroba und Biribá Bäume geschnitzt, an deren oberen und unteren
Ende eine Stahlseite befestigt wird, die sich die Mestres (die ihre Berimbaus
selbst bauen) oft aus den Aschehaufen verbrannter LKW Stahlgürtelreifen
fischen. Über Saite und Bogen wird mit einer Schlaufe mit der Öffnung
(cucumba) zum Körper des Spielenden hin eine hohle Kalebasse befestigt.
Ihre Position auf dem Bogen entscheidet über die Tonhöhe der Saite,
die durch sie in zwei verschieden große Hälften unterteilt wird.
Der
Spieler greift mit der linken Hand knapp über der Kalebasse um den Bogen
wobei der kleine Finger die Schlaufe umgreift und zwischen Daumen und Zeigefinger
eine Münze gehalten wird. Diese Münze wird beim Spielen gegen die
Saite gedrückt und wieder weggezogen. Mit der rechten Hand hält
der Spieler zwischen Daumen und Zeigefinger ein ca 30 cm langes Stöckchen
(Baqueta) , mit dem er über oder unter den durch die Münze regulierbaren
Klanganschnitt auf die Saite schlägt. An der rechten Hand (meist über
den kleinen Finger) hängt der Caxixi, ein kleines Weidenkörbchen
mit Samen darin. Zwischen den Schlägen auf die Saite vollführt
der Spieler ein oder zwei kurze Gegenbewegungen mit der rechten Hand und
bringt damit den Caxixi ins Spiel.
Entsprechend der Vielzahl afrikanischer Musikbögen gibt es zahlreiche
afrikanische Worte für Berimbau ist Urucungo, Humbo oder Bucumbumba.
Berimbau heißt auch die Maultrommel in portugiesischer Sprache. Der
nasal-schwirrend-scheppernde Klang des Berimbau wird oft mit der menschlichen
Sprache verglichen: der Berimbau spricht durch den Mund der Kalebasse. Seine
Stimmbänder sind Saite und Münze. Im Norden Brasiliens gibt es
Variationen des Berimbaus: das Berimbau-de-Lata bei dem eine Stahlseite zwischen
zwei Blechbüchsen gespannt ist und die Tonhöhe durch Bewegen eines
Flaschenhalses beim Schlagen verändert wird.
Weitere Instrumente sind Reco-Reco (Ratsche ), Chocalho (Schüttelrohr),
Agogo (zweiglockige Metallperkussion), Pandeiro (Handtrommel mit Schellen)
und Tamburim und Atabaque (hohe, tiefe afr.Trommeln)Die Lieder des Jogo sind
afrobrasilianisch, d.h. Singweise, Intonation und Wechsel zwischen Vorsänger
und Chor sind afrikanischen Ursprungs während Versformen und Melodik
auch portugiesische Züge tragen. Während des Jogo wird eigentlich
nicht gesungen. Ladainhas preisen vor den Tänzen die Herkunft der Capoeiristas,
ihre Mestres und andere Bezüge.
In der Capoeira regional sind dies Quadras. Bis zum Beginn des eigentlichen
Jogo hört man auch die schnelleren Chulas. Es gibt Lieder, in denen
gespöttelt und gereizt wird, und hier gibt es Parallelen nach Trinidad,
wo Ende des 19.Jahrhunderts aus den bissigen Liedern der Stickfight Kombattanten
die Calypsoes entstanden.
Es gibt viele Capoeira Liedtexte, unzählige für jeden der Toques.
Das liegt daran, dass sie Freiraum bieten für individuelle Ausschmückungen
und regionale Bezüge. Sogar aktuelle Kommentare zum Geschehen in der
Roda können in Anfeuerungen oder Hohn eingeflochten werden.
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of contents)
Die
Toques
Die Rhythmen
bewegen sich überwiegend in den 2er und 4er Takten, gelegentlich mal
ein 6/8 wie in der Cavalaria, deren Warnfunktion dadurch noch erhöht
wird.
Je nach Fortgang des Jogo kann das Tempo von sehr langsam bis sehr schnell
variiert werden.
Die hier vorgestellten Toques wurden bei allen Mestres und Academias und
deren Schülern übereinstimmend gefunden. Dennoch gehen manchmal
die Meinungen darüber auseinander, ob z.b. Jogo de Dentro ein Toque
sei oder nicht, und das ist wiederum auch vom Alter der Capoeiristas abhängig.
"The generous 19 tracks on the album still allow for plenty of authentic toques, there are excellent and copious sleeve-notes, and overall this album can only contribute to a booming Euopean interest in capoeira." Songlines
"This album is both challenging and a lulling delight to hear...Recommended!" Slipcue.com
"Ein beeindruckendes Mini-Kompendium über den globalen Siegeszug der Disziplin Capoeira und für ihre zahlreichen deutschen Jünger zweifellos eine Referenzsammlung." Blue Rhythm
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