Nha Sentimento
Cesaria Evora

CD 68870

Nha Sentimento - das neue Studioalbum von 2009

Cesaria Evora - Nha SentimentoVor mehr als 45 Jahren begann in Mindelo auf der Insel Sao Vicente die Karriere von Cesaria Evora. Sie ist nicht einmal zwanzig Jahre alt, als sie von verflossener Liebe und der Isolation auf den Kapverdischen Inseln singt. Die Ende 2008 wieder veröffentlichten Aufnahmen die in den frühen 1960er entstanden waren, zeugen von dem bis dahin nicht gehörten Glanz ihrer Stimme.

Ihr Markenzeichen ist und bleibt diese atlantische Melancholie, diese alles umfassende schwere Traurigkeit, die lautlos über diese Inseln im Wind streicht. Cesarias Stimme ergreift den Hörer, sei es mit ihren lebendigen tanzbaren Liedern oder sei es mit ihren Mornas, dem kapverdischen Blues.

Drei Jahre nach „Rogamar“ erscheint mit „Nha Sentimento“ (Meine Gefühle) ein sowohl tiefsinniges und auch leichtes Album der kapverdischen Sängerin. 2008 erlitt Cesaria Evora während ihrer Australien-Tournee einen Schlaganfall. Aber sie geht weiter ihren Weg. Mit ihren 68 Jahren – geboren wurde sie am 27. August 1941 -  ist ihre Stimme sicherlich ein wenig zurückgenommener und nicht mehr so schmelzend wie in der Vergangenheit. Trotzdem ist sie weiterhin eng verbunden mit den tiefen Gefühlen, die ihren großen Ruhm als kreolische Billie Holiday der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts begründet haben.

Das neue Werk „Nha Sentimento“ enthält deutlich mehr Coladeras als Mornas. Aber auch wenn die Kompositionen oft leicht und fröhlich klingen, so erzählen die Texte doch von tiefen Gefühlen und schweren Themen, von Lebensfreude, die von Kummer und Sehnsucht zerstört wird. Oder die Lieder handeln von einem für diese Inseln typischen Fatalismus, den Cesaria auf Grund ihrer eigenen Lebenserfahrung tief verinnerlicht hat. So erzählt die Morna „Vento de Sueste“ von Gefühlen, die ihr ganzes Leben begleitet haben. „Zinha“ hingegen ist einer der lebhaftesten Titel des Albums, weit entfernt von schweren Gefühlen lädt dieses Stück mit seiner Leichtigkeit zum Tanzen ein.

Die Aufnahmen enstanden im Frühjahr 2009 in Mindelo, auf der Insel Sao Vicente, und in Paris. Produziert von José da Silva und arrangiert von Nando Andrade, dem Pianisten und Orchesterleiter von Cesaria, ist „Nha Sentimento“ lebhafter als die vorhergehenden Alben. Nando Andrade hat in den Arrangements darauf Wert gelegt, die typische Art des Perkussionsspiels der Musiker von Mindelo aus den 50er und 60er Jahren hervorzuheben. Zu dieser Zeit war die kapverdische Musik kein Exportprodukt und unbeeinflusst von musikalischen Trends. Gemeinsam mit dem Perkussionisten Tey Santos, der Cesaria Evora bereits 1991 bei den Aufnahmen für das Album „Mar Azu» begleitet hatte, arbeitet Nando Andrade den nostalgischen Geist der Musik heraus.
 
Noch nie hat sich Cesaria Evora so stark bei einer Produktion eingebracht. In enger Zusammenarbeit mit Nando Andrade erreicht sie Momente voller Intensität und mit der Qualität ihrer besten Jahre. Auch wenn die lebhafteren Stücke bei diesem Album im Vordergrund stehen, so lässt Cesaria nicht die Musik außer Acht, die ihren Ruhm begründet hat. Die drei Mornas „Vento de Sueste“, „Sentimento“ und „Mam’Bia E So Mi“ wurden mit klassischen ägyptischen Streichern des Cairo Orchestra unter Leitung von Fathy Salama arrangiert. Diese Annäherung verdeutlicht die möglichen arabischen Wurzeln der Morna und ihre Prägung durch die arabisch-andalusische Musik, wie sie von dem kapverdischen Musikwissenschaftler Vasco Martins und dem Musiker Manuel de Novas vermutet wird.
 
So erinnert die Morna „Mam’Bia E So Mi“ mit den schwebenden Klängen der Streicher an die großen Zeiten von Oum Khalsoum und Abdel Halim Afez. Ergänzt durch neue Akzente erhält Cesarias Stimme neue Farben. Das kapverdische Blau und Grün werden zu Purpur und Gold und die tiefe Eleganz ihrer Stimme steht im Mittelpunkt des Ganzen.
 
„Ligereza“ ist ein weiterer Höhepunkt des Albums „Nha Sentimento“. Das Akkordeonspiel von Henry Ortiz, aufgenommen in Bogotá, gibt dem Stück den Charme und die Leichtigkeit einer Sommerbrise. Voller Freude knüpft „Esperança di Mar Azul“ an die bekannten Themen an. Das Stück lebt von den Percussion-Arrangements und der leichten Melancholie des Akkordeonspiels von Régis Gizavo. Der Titel ist voller Hoffnung und so singt Cesaria mit Blick auf die Liebenden, die Gischt, den Wind und die Sonne: „Aber die Hoffnung des blauen Meeres / Trägt alle, die an ihre Liebe glauben.“ Ihren Gewohnheiten treu ergibt sich Cesaria ihrem Schicksal, und singt: „Arbeite, kämpfe und singe. / Gieß dein Leben mit dem Schweiß deiner Freude. / Alles Verhängnis wird enden / Und dein Tag wird kommen, ja dein Tag.“. Sie singt, als wäre ihr Tag schon immer da, ohne einen Blick zurück. Diese Art des Vorwärts Gehens, den Blick immer gerade nach vorne gerichtet, egal welche Hindernisse sich auch auftürmen mögen, bleibt eine von Cesaria herausragenden Qualitäten, trotz aller nostalgischen Untertöne, die in ihrem Gesang zu vernehmen sind.
 
Im Laufe von vierzehn Liedern, die fast alle von Teofilo Chantre und Manuel de Novas geschrieben und komponiert wurden, feiert Cesaria erneut ihr Land. Besonders eindrücklich tut sie dies in dem Stück „Verde Cabo di Nha Odjos“, einer Koproduktion von Luis Pastor und Teofilo Chantre: „Grünes Kap vor meinem Augen / Mein geliebtes Mindelo / In diesem Grün möchte ich sterben / Und leben in diesem Lied.“ Es gibt wohl keine bessere Beschreibung für die Lieder des Albums „Nha Sentimento“.
 
Im vergangenen Frühjahr ist Cesaria auf die Bühne zurückgekehrt und hat im Sommer auf zahlreichen großen Festivals in Europa gesungen. Es geht ihr gesundheitlich sehr gut. Sie hat abgenommen - was ihr sehr gut steht, und sie hält eine strenge Diät ein, auch wenn sie weiterhin raucht – auch auf der Bühne wenn sie darf. Sie hat die Zahl ihrer Auftritte deutlich reduziert, aber dennoch wird sie für mehrere Konzerte im Herbst 2009 nach Europa kommen, darunter zwei Abende im Pariser „Grand Rex“. In Deutschland wird sie im Sommer 2010 wieder zu Gast sein.

Aktuelle DVD:
Cesaria Evora - Live d'Amor (DVD 68345)

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